Kristine Bilkau (2015): Die Glücklichen. Luchterhand, München. 300 Seiten.
Erzählt wird von Isabell
und Georg, die Perspektiven wechseln sich kapitelweise ab. Matti, das Baby,
bleibt Requisit.
Zu Beginn scheint alles
rosig. Die junge Familie lebt im Altbau in einer Großstadt, Erwerbs- und
Hausarbeit sind nach dem Wiedereinstieg von Isabell egalitär aufgeteilt, wobei
erstere für beide sehr erfüllend und nicht zufällig gewählt zu sein scheint.
Regelmäßige Fitnessstudiobesuche und Latte Macciato gehören zum harmonischen
Boboalltag.
Isabell kehrt zu ihrem
Musicalorchester zurück, dort spielt sie Cello. Doch allmählich zeichnet sich
ab, dass ihr Hände Zittern zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung wird. Armschmerzen
nach dem Kinderzimmer Ausmalen nimmt sie zum Anlass, in den Krankenstand zu
gehen, aus dem sie aber nicht mehr zurückkehren wird.
Georg scheint beruflich
seiner sicherer zu sein. Umso mehr trifft es ihn, als er im Zuge einer
Neuübernahme der Zeitung, für die er schreibt, wegrationalisiert wird.
Nun sind die beiden also
arbeitslos, und dieser Umstand zermürbt sie auf jeweils unterschiedliche Weise.
Sie reden wenig miteinander, verstehen sich deshalb gegenseitig kaum und geben still
dem_der jeweils anderen die Schuld an allem.
Georg sieht einen Ausweg
darin, aufs Land zu ziehen, wo die Mieten billiger sind, Isabell findet Trost
in Einkäufen, die sie sich nicht leisten kann. Die Besuche bei Georgs Mutter werden
zur traurigen Pflicht, alles dort ekelt sie an.
Die Beziehung der jungen
Eltern liegt im unausgesprochenen Argen, eine Trennung scheint unvermeidbar.
Dabei ist es der Druck,
nur ja nicht zu versagen und die plötzliche Einsicht, es nicht geschafft zu
haben, der die beiden voneinander entfernt.
Die Autorin gehört so
ungefähr meiner Generation an (geboren 1974), ich kann mich gut in das Milieu
und in Georg und Isabell hineindenken. In ihren Worten liegt Melancholie, wenn
Isabells Bund mit der Wohnung beschrieben wird, oder wie romantisch Georg das
Landleben idealisiert. Ein nachvollziehbares Bild eines Paares, das unter dem
Druck der Leistungs- und Konsumgesellschaft leidet.
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